Leben in der Oase
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Auf unseren beiden Sahara-Reisen haben wir die längste Zeit in der Umgebung des Ortes Timimoun in der Gourrara-Region verbracht. Das Gebiet im Grand Erg occidental liegt gut 1200 Kilometer südlich von Algier, wo man nicht so recht begreifen will, dass Touristen sich freiwillig in diese heisse, im Norden als unwirtlich geltende Gegend begeben.
Timimoun, wegen seiner ockerfarbenen, aus rotem Schlamm erbauten Häuser auch „Rote Stadt“ genannt, liegt an einem Salzsee am Rande der mächtigsten Sanddünen, die in der Sahara zu finden sind. Früher trafen sich hier die Karawanen, welche mit Gold, Baum-wolle und Elfenbein aus dem Süden, aber auch mit Getreide und Gewürzen aus dem Norden unterwegs waren.
Timimoun besteht aus zwei Teilen: der alte Teil wird „ksour“ genannt, was Dorf oder
Burg bedeutet. Der jüngere Teil ist Anfang des 20. Jahrhunderts von den Franzosen ge-baut worden. Die damals errichteten Wohn-häuser beherbergen heute ein kulturelles Zentrum.
Timimoun gilt als Inbegriff einer Wüstenstadt. Sie ist als Ausgangsort für Besuche der sie umgebenden Klein- und Kleinstoasen ideal. Wir hatten die Gunst, mit einem ortskundigen Reiseleiter unterwegs zu sein, der zu den Oasenbewohnern langjährige freundschaftli-che Beziehungen gepflegt und sich für einen rücksichtsvollen Tourismus eingesetzt hat. Das verschaffte uns die Möglichkeit, an einer Karawane nach traditionellem Muster teilzu-nehmen und auf Kamelen von Oase zu Oase zu reiten. Oder auch neben den genügsamen Wüstentieren her zu wandern.
So begegneten wir Wüstenbewohnern, die
von der Welt ausserhalb ihrer Gefilde kaum
etwas gesehen und nur wenig gehört haben. Sie sind Selbstversorger, die mit dem in den Tiefen liegenden Wasser sorgfältig umgehen und für eine gerechte Verteilung besorgt sind. Die bewässerten Böden geben zwei oder sogar drei Ernten pro Jahr her. Die ehr-liche und innige Gastfreundschaft der Sahariens wird uns unvergesslich bleiben.
Wir haben diese Oasen in einer spannenden, aber auch riskanten Entwicklungsphase be-sucht. Surrende Stromgeneratoren und für unsere Begriffe eher abenteuerlich anmuten-de Freileitungen zeigten die Elektrifizierung an. Die neuen Errungenschaften erleichtern einerseits vieles, eröffnen neue Möglichkeiten - doch sie machen das Leben auch kompli-zierter, verändern den Alltag fundamental. So fordert der Fortschritt auch hier seinen Preis.